Sluishuis, Amsterdam, Niederlande

Products
Category
Pyrobel-T EI60
Place
Amsterdam IJburg
Installer
BESIX Nederland
Architect
Bjarke Ingels Group (BIG) & BARCODE Architects 
Partners
M.C. Kersten 

SCHRÄGES BRANDSCHUTZGLAS FÜR MARKANTES SCHLEUSENHAUS 

Autor: Marco Groothoff 

Dort, wo Stadt, ländlicher Raum und Wasser in Amsterdam IJburg aufeinandertreffen, nimmt das Sluishuis (Schleusenhaus) Gestalt an. Das 46.500 Quadratmeter große Wohnprojekt von BIG - Bjarke Ingels Group und Barcode Architects wird bald leicht geneigt über dem Wasser schweben. Ein Grund mehr, die Fenster der auskragenden Wohnungen mit einem begehbaren Brandschutzglas der höchsten Schutzklasse auszustatten: EI60. Der Einbau des Glases wurde im November abgeschlossen, die Fertigstellung des gesamten Komplexes ist für Mitte 2022 geplant.

Die Gestaltung des Sluishuis, dass sich in der Nähe der Enneüs-Heerma-Brücke aus dem Wasser erheben wird, ist eine Anspielung auf die traditionellen Innenhöfe der Städte. Durch das Anheben einer Ecke des Blocks zum Wasser hin, entsteht ein Innenhof, der mit dem umliegenden Wasser verbunden ist und einen weiten Blick auf das IJmeer bietet. Der Block fällt in Richtung Steigereiland gestuft ab, wodurch Terrassen entstehen und das Gebäude eine angenehme Größe im Verhältnis zu seiner Umgebung erhält. Durch die Gebäudeform haben alle Wohnungen viel Tageslicht. Anwohner und Besucher können den Innenhof, die Pontonpromenade rund um das Gebäude und den öffentlichen Fußweg zur Spitze des Sluishuis nutzen.

ASYMMETRISCH
Auf dem Grundriss sieht der Bau wie ein traditioneller, rechteckiger Block aus, der dann aber aus jedem beliebigen anderen Blickwinkel auf einmal einen gänzlich asymmetrischen Charakter erhält. Rund um das Gebäude wird es eine Reihe von Inseln mit Hausbooten und schwimmenden Gärten geben. Der Sockel wird ein vielfältiges Angebot bereithalten, mit einer zentralen Lobby für die Bewohner, einer Segelschule, einem Wassersportzentrum und einem Restaurant. Insgesamt entstehen in dem Gebäude 442 Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen, Einkommensstufen und Altersklassen. Alle Wohnungen sind über den zentralen Innenhof zugänglich. Im Erdgeschoss befinden sich spezielle Float-In- und Wassersport-Wohnungen. Auf den anderen Etagen gibt es vielfältige Wohnungen, solche mit Außenbereichen und Blick auf das Wasser, bis hin zu Penthäusern mit einem Vorgarten, der sich zum Innenhof hin öffnet.

Das Sluishuis wird als Passivhaus mit einem Energieeffizienzkoeffizienten (EPC) von -0,01 gebaut. Dies bedeutet, es erzeugt mehr Energie als es selbst verbraucht. Der Heizbedarf des Gebäudes wurde durch eine Kombination aus Dämmungstechniken, Dreifachverglasung sowie der Wärmerückgewinnung aus den Lüftungsanlagen und Abwassersammlung minimiert. Fernwärme und Wärmepumpen für Warmwasser und Kühlung reduzieren den Energieverbrauch zusätzlich. Rund 2.200 Quadratmeter Sonnenkollektoren gleichen den restlichen Energieverbrauch für Heizung, Wärmepumpen, Lüftung und LED-Beleuchtung aus.

MC KERSTEN
Ronald Struik ist Projektleiter/Montageleiter bei MC Kersten in Amsterdam, einem Unternehmen, das sich auf die Konzeption und Entwicklung von komplexen Metallkonstruktionen, Treppen, Aufzugsschächten, Zäunen, Rahmen, Türen und Kunstwerken spezialisiert hat. Kersten ist ein im Jahr 1959 gegründetes Familienunternehmen, inzwischen unter der Leitung der beiden Söhne des Firmengründers, Robert und Jeroen Kersten. Mittlerweile ist auch die dritte Generation im Unternehmen tätig. „Die feuerfesten Fenster des Sluishuis fügen sich in die Reihe von Sonderprojekten ein“, so Struik. „Ein wahres Meisterwerk der Zusammenarbeit mit AGC Pyrobel, das begehbare EI60-Verglasungen für die Fenster der Wohnungen, die auf das Wasser hinausragen, geliefert hat. Insgesamt wurden 42 Rahmen in unseren Produktionsstätten vorgefertigt. Wir haben das Glas in einem Jansen VISS Fire Profil verarbeitet, seine Zusammensetzung wurde speziell für diese Anwendung getestet. Es klingt alles einfach, war es aber nicht. Abgesehen vom Brandschutz und der Begehbarkeit, gab es beispielsweise auch hohe Anforderungen an die Luftdichtheit, bedingt durch die hohe Energieleistung des Gebäudes.“

Mit VISS Fire bietet Jansen ein universell einsetzbares, isoliertes, modulares Fassadenbausystem. Das System ist standardmäßig für vertikale Innen- und Außenfassaden aller Feuerwiderstandsklassen (E30, EW30/60/90 und EI30/60/90) ausgelegt. Ein wichtiges Merkmal ist die geringe Ansichtsbreite von 50 Millimetern bei Pfosten-Riegel-Konstruktionen. Die Bautiefen reichen von 50 bis 140 Millimeter. Damit eignet sich das Profilsystem für raumhohe Fassadenelemente bis zu einer Höhe von 5 Metern und einer unbegrenzten Breite. Im Sluishuis betragen die Abmessungen der Fensterrahmen 1.250 x 3.000 Millimeter. „Die Forderung nach 60 Minuten Feuerwiderstand in der höchsten EI-Klassifizierung“, führt Struik aus, „ergibt sich aus einer Verhinderung der Brandausbreitung von der einen Wohnung auf eine andere, die diagonal darüber liegt. Außerdem ragen die Wohnungen auf das Wasser hinaus, sodass sie für die Feuerwehr schwer zu erreichen sind.“

DEDIZIERTE PRÜFUNG
EI steht für Flammwidrigkeit (E) und thermische Isolierung (I) und ist das Kriterium, das den Temperaturanstieg des Glases auf der feuerabgewandten Seite misst. Durch die leichte Neigung der Fensterrahmen (30 Prozent) musste das Glas sowohl durchsturzsicher, aber auch begehbar sein. Das Glaspaket hat eine Gesamtdicke von 74 Millimetern und kombiniert eine außenliegende Scheibe aus PyrobelT EI60 35H, mit einer 888.8 beschichteten Innenverglasung aus gehärtetem Glas. Das feuerfeste Glas befindet sich außen, während es normalerweise innen verwendet wird. Dies ist auf die Begehbarkeit zurückzuführen. Der Hohlraum mit Argon beträgt 12 Millimeter und das Paket hat einen UG-Wert von etwa 1,1 W/m2K. Es handelt sich um eine Gesamtfläche von 140 Quadratmetern. Wie bereits erwähnt, ist Jansen VISS Fire standardmäßig für vertikale Anwendungen ausgelegt. Schräge Konstruktionen erfordern besondere Prüfungen, insbesondere wenn das Glas eine andere Zusammensetzung hat.

Jan Liebeton ist Product & Marketing Manager Netherlands Fire Resistant Glass bei AGC Glass Europe und erklärt, warum der Test horizontal durchgeführt wurde. „Der Brandtest wurde bei Efectis durchgeführt, die geprüfte maximale Größe betrug dabei 2.967 x 1.226 Millimeter. Es handelt sich um einen so genannten „Dedicated Test“, eine dedizierte Prüfung, speziell für dieses Projekt, mit Kersten als Auftraggeber. Wenn Sie es vertikal testen, dürfen Sie den Rahmen in dieser speziellen Zusammensetzung nur vertikal verwenden, mit einer Abweichung von 10 Grad. Testen Sie ihn bei 45 Grad, können Sie ihn nur in einem Winkel von 15 bis 80 Grad verwenden. Testen Sie ihn horizontal, darf er für Neigungswinkel zwischen 0 bis 80 Grad eingesetzt werden. Dadurch erweitert sich die Reichweite für künftige Nutzungen. Diese Entscheidung beruht auch auf Vertrauen, das BESIX als Auftragnehmer sowie MC Kersten in unser Produkt setzen. Wird der Test nicht bestanden, muss er wiederholt werden, was zu erheblichen Verzögerungen führt. Aber es lief gleich beim ersten Mal alles glatt und wir haben über 90 Minuten erreicht.“

ANSPRUCHSVOLLE MONTAGE
Die vorgefertigten Rahmen mit den dicken Glaspaketen wiegen ungefähr 600 Kilogramm und waren zu groß und zu schwer, um sie in Innenräumen zu transportieren. Daher hat man sie von außen montiert. Auf den baukünstlerischen Impressionen des Endergebnisses ragen die Fassaden über das Wasser hinaus. Doch dort, wo in der Zukunft Wasser sein wird, ist jetzt noch Land und damit „nur“ eine gewöhnliche Baustelle. Dies erleichterte die Montage der Fensterrahmen ein wenig, obwohl die Arbeit dennoch anspruchsvoll war. Struik: „Wir mussten ein spezielles Montageverfahren mit einer Hebevorrichtung entwickeln. Dabei haben wir die Rahmen faktisch von der Decke durch die Fassade in die Häuser gehoben. Die Hebevorrichtung haben wir selbst entwickelt und zertifizieren lassen. Es gibt sieben Geschosse, und für die unteren drei haben wir eine Teleskopbühne verwendet. Ab der vierten Etage konnten wir mit einem Rollgerüst arbeiten. Wir haben dazu eine Art Gerüst-Tribüne des Bauunternehmers genutzt, die bereits vorhanden war, um die Betonarbeiten zu unterstützen.“

Eine ergebnisorientierte Zusammenarbeit ist ein geflügeltes Wort, das in der Baubranche zunehmend verwendet wird. Aber, wo gehobelt wird, da fallen auch Späne, und es ist Struiks Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle beteiligten Partner an einem Strang ziehen und dass sie am Ball bleiben. „Kersten war vom Anfang bis zum Ende an den Arbeiten beteiligt, also vom Entwurf bis zur Fertigstellung“, erzählt er, „und ich bin die Spinne im Netz, bei der alle Fäden zusammenlaufen und kümmere mich um die Zusammenarbeit mit Kollegen, Lieferanten, dem Bauunternehmer und dem Architekten, um die Arbeiten zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Die Zusammenarbeit mit AGC in der Vorbereitungs-, Test- und Ausführungsphase war ebenfalls hervorragend. Auch damit kennt AGC sich aus. Man gibt Ratschläge auf Grundlage von Wissen und Erfahrung und bietet einen guten Support. Es liegt in der Natur von Glas, dass Unvollkommenheiten auftreten können. Dies wird von AGC sachkundig und angemessen gelöst. Der Vorteil bei der Herstellung von Stahlkonstruktionen besteht darin, dass wir die gesamte Fertigung und Montage bei uns im Unternehmen ausführen, sodass wir mögliche Änderungen selbst erledigen können. Wir halten uns immer an die getroffenen Absprachen, genau wie AGC. Die Arbeiten verliefen genau nach Plan, und das Ergebnis ist ein Gebäude auf dem neuesten Stand der Technik, auf das wir alle stolz sein können.“

 

PROJEKTSTECKBRIEF

  • Entwicklung: BESIX und VORM
  • Auftraggeber: Gemeente Amsterdam
  • Architekt: Bjarke Ingels Group (BIG) und BARCODE Architects
  • Hauptauftragnehmer: BESIX Nederland
  • Feuerbeständige Fensterrahmen: M.C. Kersten
  • Brandschutzverglasung: AGC Pyrobel
  • Bauzeit: 2017 - 2022
  • Gesamtwert: 70 Millionen Euro
  • Kapazität: 442 Niedrigenergiewohnungen und 4.000 m2 Gewerbe- und/oder Gemeinschaftsflächen
  • Größe: 46.500 m2

 

Sluishuis aanbouw Pyrobel AGC fire-resitant glass

Die Fenster der auskragenden Wohnungen werden mit begehbarem Brandschutzglas der höchsten Klasse ausgestattet: EI60. Artist Impression: Barcode Architects 

Pyrobel-T EI60 Sluishuis AGC

Jan Liebeton und Ronald Struik, im Hintergrund, der Blick auf die beiden schrägen Teile mit der Brandschutzverglasung. 

Sluishuis Pyrobel AGC water

Der Grundriss ist traditionell rechteckig, aber aus jedem beliebigen anderen Blickwinkel, ist das Sluishuis gänzlich asymmetrisch. Artist Impression: Barcode Architects

montage Pyrobel agc fire-resistant glass

Die vorgefertigten Fensterrahmen wurden mit Hilfe einer speziellen Hebevorrichtung an den Decken der Wohnungen durch die Fassade gehoben.

Ronald Struik (left): 'The fire-resistant windows are walkable and in keeping with our series of special projects. It was a terrific collaboration with AGC Pyrobel.' 

Ronald Struik (links): „Die Brandschutzfenster sind begehbar und fügen sich in die Reihe von Sonderprojekten ein; ein echtes Meisterwerk der Zusammenarbeit mit AGC Pyrobel.“

sluishuis aanbouw Pyrobel AGC

Das Sluishuis befindet sich noch mitten im Bau. Die Fertigstellung ist für Mitte 2022 geplant. 

Sluishuis project Pyrobel AGC
Sluishuis project Pyrobel AGC
Sluishuis project Pyrobel AGC
Sluishuis project Pyrobel AGC
Sluishuis project Pyrobel AGC
Sluishuis project Pyrobel AGC